Wie kann ich Bindungsängste überwinden?
Viele Menschen verspüren einen natürlichen Wunsch nach Nähe. Und ebenso gibt es Menschen mit Bindungsangst, die eher nach Freiheit und Autonomie streben. Wenn zwei Menschen eine Beziehung eingehen, in der das Thema Bindungsangst eines Partners eine Rolle spielt, dann kann ein hoher Leidensdruck entstehen. Eine Paarberatung zum Thema Beziehungsangst und Beziehungsunfähigkeit kann an dieser Stelle ein Weg sein, wieder glücklich miteinander zu werden.
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Wann kann Ihnen eine Paarberatung bei Bindungsangst helfen?
- Sie spüren einen Leidensdruck?
- Sie haben einen Partner oder eine Partnerin, die sich nicht fest binden will?
- Sie vermeiden es selbst, in Beziehungen verbindlicher zu werden?
Sollte eine dieser Fragen auf Sie zutreffen und Sie möchten gerne etwas an Ihrer Beziehungsfähigkeit ändern bzw. etwas über die Bindungsängste Ihres Partners erfahren, dann ist der Weg in die Paarberatung der richtige.
Was ist Bindungsangst überhaupt?
Bindungsangst ist kein Gefühl wie Trauer, Freude oder Angst. Es handelt sich dabei auch nicht um eine Charaktereigenschaft, eine Präferenz oder eine Neigung. Beziehungsangst ist ein Verhalten, auf das der Betroffene – und das ist die gute Nachricht – bewusst Einfluss nehmen kann.
Bindungsangst entsteht durch Erfahrungen. Macht ein Kind beispielsweise in seiner Kindheit eine schlechte Erfahrung, wird diese Erfahrung in der zweiten und dritten limbischen Ebene im Gehirn gespeichert. Genau diese Erfahrungen meidet der Betroffene später im Verlauf seines Lebens. Haben die negativen Erfahrungen etwas mit einer gescheiterten Bindung zu tun, kann er daraufhin also eine Bindungsangst entwickeln.
Das, was im Limbischen System gespeichert ist, ist das, was uns prägt und was unsere Persönlichkeit formt. Dieses Gesetz hilft uns auf der einen Seite dabei, das zu werden, was wir sind und nicht das, was andere von uns wollen. Zudem birgt es auch die große Gefahr, dass die gespeicherten negativen Erfahrungen dauerhaft negativ auf uns einwirken.
„Die Partner von Bindungsängstlichen sind in der Regel chronisch verunsichert. Sie leiden unter einem emotionalen Kontrollverlust und fühlen sich hilflos, weil sie kaum einen Einfluss auf die Distanzmanöver des Bindungsängstlichen nehmen können“
Stefanie Stahl (Psychotherapeutin)
Das Einzige, was dabei helfen kann, alte Erfahrungen zu überlagern ist es, neue, positive Erfahrungen zu machen. Je mehr neue Erfahrungen die alten Ängste überlagern, desto mehr kann das Gehirn beeinflusst werden. Es ist zwar nicht möglich, die alten Ängste einfach zu löschen, aber es können neue Nervenverbindungen entstehen. Beziehungsängste werden kleiner, wenn Sie im Verlauf Ihres Lebens neue und positive Erfahrungen machen.
Hinweis: Auch die Auto-Suggestion ist ein wirkungsvolles Mittel, das aktuelle Verhalten zu verändern. Dieses Thema muss aber aufgrund seiner Tiefe separat behandelt werden.
Woran erkenne ich Bindungsängste?
Auch Laien spüren schon intuitiv, wenn das eigene Verhalten oder das Verhalten des Partners eine normale Ebene überschreitet und atypisch wird. Ein bindungsängstliches Verhalten beginnt damit, den Partner immer dann zu verlassen, wenn die Beziehung verbindlicher wird, wenn von Zusammenziehen, Kindern oder Hochzeit gesprochen wird. Menschen mit Bindungsangst haben einen starken Freiheitsdrang. Sie möchten unabhängig sein und wechseln oft auch häufig ihre Partner, denn von oberflächlichen Beziehungen geht keine „Gefahr“ aus.
Die Partnersuche: Ein Widerspruch bei Menschen mit Bindungsangst
Es ist besonders auffällig, dass Menschen mit Bindungsangst sich oft einen Partner suchen, der nach festen Beziehungen und festen Bindungen sucht. Das jeweilige Gegenstück entwickelt einen hohen Leidensdruck, weil der Wunsch nach Nähe mit wachsender Distanz beantwortet wird. Der andere wird immer unerreichbarer, je stärker die Bemühungen sind, ihn an sich zu binden. Auch die „Gegenstücke“ haben häufig ein Problem, weil sie in Beziehungen immer diese Rolle einnehmen und sich bewusst Partner aussuchen, die unter einer Beziehungsunfähigkeit leiden. Unnahbare Menschen haben oft eine besondere Anziehungskraft. Sie müssen weder besonders hübsch, noch intelligent oder reich sein. Auch hinter diesem Verhalten, sich immer wieder einen distanzierten Partner zu suchen, kann eine Form der Bindungsangst stecken. Man spricht hier von einem aktiven und einem passiven Vermeider. Das Ziel ist bei beiden dasselbe: Es soll keine feste Bindung entstehen.
Leiden immer nur Männer unter Beziehungsangst?
Viele Fachbücher bedienen sich des Klischees, dass überwiegend Männer unter Beziehungsangst leiden. Genauso gut können aber auch Frauen davon betroffen sein. Ich halte aus diesem Grund die Hypothesen, dass Bindungsangst ein Phänomen des männlichen Gehirns ist, für falsch. Ich habe in meiner Praxis für erlebte Paarberatung schon zahlreiche therapeutische Gespräche mit Frauen geführt, die ein bindungsängstliches Verhalten an den Tag legen.
Beratung für Betroffene, die unter Bindungsangst leiden
Bindungsangst hat seinen Ursprung fast immer in der Kindheit. Diese Erkenntnis ist bereits der erste Schritt, etwas an dem Verhalten zu ändern. Betroffene müssen die Baustellen kennen, um zu wissen, woran sie arbeiten müssen, um ihre Beziehungsfähigkeit zu verbessern. Schritt für Schritt kann es dadurch gelingen, mehr Nähe zuzulassen, für eine glückliche und dauerhafte Partnerschaft.
Titel: Bindungsangst, Beziehungsangst, Beziehungsfähigkeit