Wie man das Feuer am Leben hält
Begehren, Begierde und sexuelle Leidenschaft sind die treibenden Kräfte der Liebe und der sexuellen Intimität in einer Partnerschaft. Doch wie kann man diese Flamme am Leben halten, wenn der Alltagstrott Einzug hält und die Gewohnheit die Oberhand gewinnt?
Beleben Sie Ihr Liebesleben und lassen Sie sich von der Glut der Leidenschaft neu entflammen!
Die verschiedenen Phasen der sexuellen Lust:
Begehren: das erste Prickeln, die Anziehungskraft und das Verlangen nach dem anderen.
Begierde: das intensive Verlangen nach körperlicher Nähe und sexueller Vereinigung.
Leidenschaft: die entfesselte Lust, Hingabe und Ekstase im Moment des Liebesspiels.
Faktoren, die die sexuelle Leidenschaft beeinflussen:
Hormone: Testosteron und Östrogen spielen eine wichtige Rolle im sexuellen Verlangen.
Emotionale Intimität: Nähe, Vertrauen und Geborgenheit sind die Basis für eine erfüllte Sexualität.
Was ist die Basis
Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse und Wünsche ist essenziell.
Stress und Alltag: Stress, Sorgen und Überlastung können die Libido beeinflussen.
Routine und Gewohnheit: Eintönigkeit im Sexualleben kann zur Abstumpfung führen.
Tipps, um die sexuelle Leidenschaft zu beleben:
Sprechen Sie miteinander: Teilen Sie Ihre sexuellen Wünsche und Fantasien mit Ihrem Partner.
Nehmen Sie sich Zeit füreinander: Planen Sie romantische Abende und Auszeiten zu zweit.
Entdecken Sie neue Dinge: Experimentieren Sie mit verschiedenen Stellungen, Toys und Techniken.
Sorgen Sie für Abwechslung: Verändern Sie Ihre Umgebung und probieren Sie neue Orte aus.
Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse: Stellen Sie sicher, dass Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche im Sexualleben berücksichtigt werden.
Suchen Sie professionelle Hilfe: Wenn Sie unter sexuellen Problemen leiden, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das sind redliche Versuche, die von vielen Paartherapeuten verbreitet werden.
Wenn es nicht funktioniert, dann sollten Sie in Ruhe den nachfolgenden Text lesen und darüber nachdenken
Ich meine, sich zu fragen, wie man die Leidenschaft in Langzeitbeziehungen erhalten könne, sei das Gleiche wie zu fragen, wie man einen Marathon laufen könne, ohne müde zu werden. Wer eine partnerschaftliche Langzeitbeziehung favorisiert, bei dem wird die Leidenschaft zwangsläufig abnehmen. Man kann nicht beides haben.
Ich finde es nicht redlich, wenn Paartherapeuten sich ihre eigene Klientel schaffen, indem sie Paaren einreden: „Wenn ihr keinen leidenschaftlichen Sex mehr habt, dann ist in der Beziehung etwas falsch“. Denn das stimmt einfach nicht.
Die Arten der Lieben und die Leidenschaft.
In Beziehungen spielen drei Arten von Liebe eine Rolle: die partnerschaftliche, die freundschaftliche und die emotional-leidenschaftliche Liebe. Diese Arten von Liebe haben unterschiedliche Gewichte, je nachdem, in welcher Phase sich ein Paar befindet. Partnerschaft und Elternschaft basieren vorwiegend auf der partnerschaftlichen Liebe, die ein gemeinsames Projekt verfolgt. Dieses Projekt erfordert Sicherheit, Verlässlichkeit, Harmonie und Kompromisse – das sind wichtige Werte. Aber sie sind nicht förderlich für die Leidenschaft. Es ist übrigens eine relativ neue Idee, dass es in einer Ehe Leidenschaft geben soll. Im Mittelalter war das undenkbar, die Kirche verbot sogar leidenschaftliche Liebe in Ehen. Ehen dienten der Fortpflanzung. Leidenschaft wurde außerhalb der Ehe ausgelebt. Erst die Romantik hat Liebe und Leidenschaft miteinander verbunden – und damit die heutige AMEFI-Erwartung (AllesMitEinemFürImmer-Erwartung) geschaffen. Alles mit einem Partner für immer. Das ist eine völlige Überforderung. Denn wie soll das funktionieren: Jemand soll ein verlässlicher Partner sein, mit dem man harmonisch kuschelt, der sich um die Kinder, die Probleme des anderen und den Haushalt kümmert und gleichzeitig noch ein wilder leidenschaftlicher Liebhaber oder eine Liebhaberin ist. Das ist zu viel verlangt. Außerdem benötigt echte Leidenschaft ein Element von Gefahr.
Das Geheimnis glücklicher Paare
Paare, die ihre Beziehung wertschätzen und deshalb lange Zeit oder sogar ein Leben lang zusammenbleiben, können sich mit einigem Recht als glückliche Paare bezeichnen. Damit meine ich aber nicht jene sogenannt erfolgreichen Paare, die seit einer Publikation von J. P. Gottmann und anderen scheinwissenschaftlichen Veröffentlichungen durch die Ratgeberliteratur geistern. Diese erfolgreichen Paare machen angeblich alles richtig, weil sie die «sieben Geheimnisse der Liebe» beherzigen. Sie kommunizieren effektiv, bewältigen den Alltag erfolgreich, meistern den Stress, verhalten sich positiv zueinander, streiten gut, kooperieren miteinander und pflegen ihre Intimität. Diese Beziehungen gelingen also aufgrund besonderer Fähigkeiten der Partner, und nebenbei wird diesen Beziehungen eine geradezu ideale Vollständigkeit unterstellt. Woher diese besonderen Fähigkeiten stammen und ob jeder sie erlernen kann, bleibt allerdings offen, ebenso wie bezweifelt werden darf, dass diese Beziehungen tatsächlich alles liefern, was die Partner sich wünschen. Gegenüber solchen Vorzeigepaaren ist meiner Ansicht nach eine gehörige Portion Misstrauen angebracht.
Dass sich Paare als glücklich bezeichnen, sagt zudem nichts über die konkrete Beschaffenheit ihrer Beziehung aus. Manche sind glücklich, weil sie nach Jahren keine Sexualität mehr miteinander haben, andere sind glücklich, weil Sexualität bei ihnen noch vorkommt. Manche sind glücklich, weil sie nie streiten, andere sind glücklich, dass sie streiten können. Manche teilen die Freizeit miteinander, anderen graust davor. So ist jeder auf seine Weise glücklich. An welchem Glück soll man sich also orientieren? Ich halte nichts von Vergleichen oder Vorgaben. Beziehungen halten in Wirklichkeit nicht, weil Partner die angeblichen Spielregeln der Liebe und die Gesetze der Partnerschaft einhalten. Beziehungen gehen weiter, solange Partner das Scheitern bewältigen, das Scheitern bestimmter Hoffnungen, Erwartungen und Wunschträume.
Um das Erfordernis, für eine konkrete Beziehung bestimmte Erwartungen aufzugeben, kommen auch die glücklichen Paare nicht herum. Jede Beziehung lässt Wünsche offen. Damit ist die Beziehung jedoch nicht gescheitert. Sie besteht aufgrund ihres großen Wertes weiter und die Beziehung macht dadurch den Partnern gegenüber einer Aussage.
«Ich erfülle vielleicht nicht alle eure Erwartungen, aber ich habe einen hohen Wert!»
Als Nächstes sagt die Beziehung:
«Ihr habt euer Bestes getan, mich an eure Erwartungen anzupassen. Jetzt habt ihr mein Wesen anerkannt.» Und dann folgt eine wichtige Aufforderung, welche die Dauer der Beziehung in Aussicht stellt: «Jetzt passt euch an mich an!» In dieser Anpassung der Partner an ihre Beziehung besteht das eigentliche Geheimnis glücklicher Paare.
Glückliche Paare haben aufgehört, ihre Beziehung an die eigenen Vorstellungen anpassen zu wollen, stattdessen passen sie sich an ihre Beziehung an.
Glückliche Paare haben aufgehört, ihre Beziehung als Selbstbedienungseinrichtung zu sehen, stattdessen schätzen sie die Liebe, die ihnen möglich ist, und stellen sich dazu auf ihre Beziehung ein.
Wie passt man sich an seine Beziehung an, und wie stellt man sich auf sie ein?
Das sollte nach allem hier Geschriebenen leicht nachvollziehbar sein. Wenn die Beziehung einen partnerschaftlichen Schwerpunkt hat, dann ist man verlässlich, ehrlich, vertrauenswürdig und respektvoll, verhandelt miteinander und schließt Kompromisse. Hat die Beziehung einen freundschaftlichen Schwerpunkt, tut man einander Gutes, verreist miteinander, pflegt gemeinsame geistige oder sonstige Interessen und unterstützt einander in der psychischen Entwicklung. Ist die Beziehung schwerpunktmäßig emotional/leidenschaftlich, zollt man dem Abstand – entweder dem räumlichen oder dem psychischen Abstand -besonderen Tribut, damit das Begehren auftreten kann, und hält einander nicht Tag und Nacht das Händchen. Und wenn sich aufseiten eines Partners etwas ändert, dann respektiert man dies und sucht nach Wegen, es in die Beziehung aufzunehmen.
Glückliche Paare tun, was ihrer Beziehung guttut
Glückliche Paare konzentrieren sich auf ihre Beziehung, darauf, was zusammenpasst, und gehen auf die Bedingungen ein, die ihre Beziehung ihnen stellt. Es ist fast so, als würde die Beziehung vorschlagen: «Tut, was mir guttut, dann bleibe ich euch erhalten», und als hätten die Partner diese Botschaft verstanden. Gleichzeitig unterlassen sie möglichst das, was ihrer Beziehung schadet. Was der Beziehung guttut, ist nicht unbedingt identisch mit dem, was die Partner wollen. Glückliche Paare haben das erkannt. So wie die Partner, die mir folgende Zuschriften schickten:
Es tut uns nicht gut, lange Zeit getrennt zu sein, wir verlieren dann den Kontakt zueinander und haben Schwierigkeiten, den Faden wieder aufzunehmen. Wir achten darauf, nie lange auseinanderzusein. Das hat sich seit 34 Jahren bewährt.
Wir verreisen unheimlich gern miteinander, weil unterwegs die Leidenschaft aufblüht. Im Alltag kommen wir nicht so gut miteinander zurecht. Dort haben wir alle Zuständigkeiten so aufgeteilt, dass wir uns in Ruhe lassen und Konfliktpunkte gar nicht erst aufkommen. Wir sind wesensmäßig zu unterschiedlich und wollen den Stress nicht haben, den der Alltag oft mit sich bringt.
Es liegt uns beiden viel an der Sexualität. Die ist miteinander so tief, wie das vorher nie der Fall war. Deswegen haben wir getrennte Wohnungen behalten. Wenn einer allein sein will, kann er dem anderen aus dem Weg gehen. Wir haben auch Harmonie, aber nicht durchgängig, sondern nur, wenn wir uns genügend Platz lassen. Wenn wir uns einige Wochen am Stück im gleichen Haus aufhalten, fangen wir an, uns zu nerven.
Solche Paare haben ihr Paarglück gefunden. Sie haben im Laufe der Zeit herausgefunden, was der Beziehung guttut und was ihr schadet; und sie haben sich auf diese Bedingungen eingestellt. Sie fragen nicht allein: «Was will ich, oder was willst du?», sondern sie fragen: «Was tut uns -also der Beziehung – gut?» Sie arbeiten nicht an ihrer Beziehung, sie stellen sich keine «Wachstumsaufgaben», sie gehen nicht zum Parapsychologen, um die perfekte Beziehung zu erschaffen. Vielmehr haben sie ein Gespür für ihre Beziehung entwickelt, für die Antwort der Beziehung auf ihr Verhalten. Diese Paare erleben ein Glück, das nichts mit AMEFI-Vorstellungen zu tun hat. Es ergibt sich vielmehr aus den Möglichkeiten ihrer konkreten Beziehung.