Die Macht der Suggestion:
In der heutigen Zeit, in der Technik allgegenwärtig ist, scheint es fast selbstverständlich, dass auch Sexspielzeug und andere Hilfsmittel den Weg in unsere Schlafzimmer finden. Doch ist Technik wirklich so wichtig für eine befriedigende Sexualität? Oder handelt es sich dabei nur um einen Mythos, der von der Industrie genährt wird? Es ist unbestreitbar, dass Sexspielzeug und Gadgets eine Menge Spaß machen können. Sie können neue Reize hinzufügen und die Lust steigern. Doch oft spielt dabei die Suggestion eine große Rolle. Die Vorstellung, dass ein teures Gerät für ein besseres Sexleben sorgen kann, kann zu einem Placebo-Effekt führen.
Der Fokus auf das Äußere:
Die Technisierung der Sexualität kann zudem den Fokus auf das Äußere lenken. Anstatt sich auf die Intimität und das Zusammenspiel mit dem Partner zu konzentrieren, rückt die Perfektion der Technik in den Vordergrund. Dies kann zu einem Verlust der Spontanität und des natürlichen Erlebens führen.
Die wahre Bedeutung von Sexualität:
Vergessen wir nicht: Sexualität ist viel mehr als nur Technik und Orgasmus. Es geht um Nähe, Intimität, Vertrauen und Kommunikation. Diese Faktoren spielen eine viel wichtigere Rolle für eine befriedigende Sexualität als jedes Hilfsmittel.
Natürlich kann Technik eine Bereicherung sein:
Soll heißen: Sexspielzeug und Gadgets können eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn sie achtsam und bewusst eingesetzt werden. Wichtig ist jedoch, dass sie nicht den Fokus auf die Stimulation verlagern, sondern als Hilfsmittel dienen, um die Lust und das Miteinander zu intensivieren.
Ich möchte noch einmal 14 sein
Hinter diesem Wunsch steht oft der Gedanke an das erste Verliebtsein. Alles ist aufregend, neu und intensiv. Liebe und Sexualität haben im allgemeinen Verständnis etwas Jugendliches. Nach den späteren, runden Geburtstagen sollte das Interesse dann woanders liegen. Es gibt doch schließlich auch gute Kegelclubs in der Nähe … Sie ahnen schon: Liebe unterliegt keinen festgeschriebenen Altersgrenzen. Sie findet zu jeder Zeit in jedem Alter statt. Auch ein Hundertjähriger kann leidenschaftlich lieben und Sexualität erleben – es gibt eben ganz unterschiedliche Ausprägungen davon. Sicherlich ist die reine Penetration von der Funktionalität der Geschlechtsorgane abhängig, die mit steigendem Alter häufig nachlässt. Aber: Wir haben bereits festgestellt, dass Sexualität auch aus Berührungen, Küssen und intensiven Momenten der Nähe bestehen kann. Und trotzdem sehen wir auf der Titelseite der Zeitschrift mit der Titelstory über die Langzeitliebe ein junges Paar, das verliebt in der Blüte seines Lebens steht. Vielleicht kommt diese Wahrnehmung daher, dass tatsächlich in vielen Langzeitbeziehungen keine oder kaum noch Sexualität und leidenschaftliche Liebe stattfindet. Aus Liebe ist Gewohnheit geworden und die berühmte Zahnpastatube entfacht die Leidenschaft im Streit. In diesen Beziehungen findet Sexualität dann eher als Gewohnheit statt. Man könnte es auch Resignation nennen. Es ist eben der Lauf der Dinge, dass die Liebe mit dem Alter abnimmt und mit ihr die Leidenschaft – so die allgemeine Meinung. Aber das ist falsch. Liebe und Sexualität sind keine abflachende Sinuskurve. Die Liebesfähigkeit ist eine sinnliche Erfahrung, die wir schon in der Kindheit ganz allein, ohne fremde Hilfe erlernen. Niemand bringt uns bei, wie wir uns zu freuen haben, wenn wir zum ersten Mal einen Regenbogen sehen, einen Schmetterling fangen oder ins Meer springen. Wir nehmen die Welt über Gerüche, Empfindungen und taktile Reize wahr. Dafür benötigen wir keine Schulungen und Seminare. Es gelingt uns von frühester Jugend an, uns intuitiv mit unserer Umgebung und unseren Mitmenschen vertraut zu machen. Nach diesem Prinzip funktioniert es auch in der Sexualität – und das vollkommen altersunabhängig.
Die Relevanz der Sensitivität für die Liebesfähigkeit im Alter
Während Kinder noch ganz „jungfräulich“ die Welt erkunden, sind wir Erwachsenen häufig desensibilisiert. Wir gehen unseren Weg am Morgen an blinkenden Werbetafeln vorbei, werden im Auto oder in der Bahn mit Nachrichten und Spots berieselt und müssen uns dauerhaft mit einer nicht nachlassenden Informationsflut auseinandersetzen. Da fällt die kleine Blume am Wegesrand häufig nicht mehr ins Auge. Diese Entwicklung ist ein Grund, warum die Liebesfähigkeit älteren Menschen häufig abgesprochen wird. Sie sind überreizt von den Reizen der Welt, ihre Sinne sind mit den Jahren abgestumpft. Raum und Zeit, um zum ersten Mal in diesem Jahr den Frühlingswind zu riechen, bleibt da nicht. Es gibt diesen einen Punkt, an dem ein Glas voll ist. Es passt kein einziger Wassertropfen mehr hinein. So voll sind häufig die Köpfe der Menschen, die sich mit alltäglichen Sorgen rund um Finanzen, Versicherungen und Arbeit auseinandersetzen müssen. Die Sensitivität ist an dieser Stelle der Tropfen, der nicht mehr hineinpasst in das Glas voll Wasser. Das ist der Grund, warum sich die Liebesfähigkeit im Alter verwandelt. Es fehlen frische Sinne, die bereit sind, neue Gerüche, Berührungen, Blicke aufzunehmen, um sich an ihnen zu erfreuen. Dieser Entwicklungsprozess ist für viele Menschen eine Tatsache. Daher ist die Liebesfähigkeit keine Frage des Alters, sondern eine Frage nachlassender Sensitivität. Wer sich bis ins hohe Alter diese Fähigkeit bewahrt – oder sie dann aufs Neue entdeckt – kann genauso lieben wie die Jugend. In einem alten Körper kann ein junger Geist wohnen.
Fazit zu dem Thema Lüge und Mythos: „Technik ist wichtig für eine befriedigende Sexualität“:
Technik ist nicht der Schlüssel zu einer befriedigenden Sexualität. Lassen Sie sich nicht von der Industrie beeinflussen und setzen Sie stattdessen auf die Kraft der Intimität, der Kommunikation und des gemeinsamen Erlebens.
Tipp:
Entdecken Sie gemeinsam mit Ihrem Partner neue Wege der Lust, ohne sich auf Technik zu verlassen. Experimentieren Sie, probieren Sie neue Dinge aus und sprechen Sie offen über Ihre Wünsche und Bedürfnisse. So finden Sie den Weg zu einer erfüllten Sexualität, die ganz auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Titel des Artikels: Liebe-in-der Jugend ist anders als im Alter