Wege zur individuellen Zufriedenheit in einer „unnormalen“ Welt
Anhand des Überblicks wird deutlich: Es gibt sie nicht, die »normale« partnerschaftliche Sexualität. Es gibt …
- keine Sexualität, die für die Dauerpartnerschaft erfunden oder gemacht wurde
- nicht einmal so etwas wie natürliche Sexualität und daher auch keine natürliche partnerschaftliche Sexualität
- keine verbindlichen Regeln, keine allgemein verpflichtenden Normen im Umgang mit Sexualität.
Eine verallgemeinerbare Lösung des Themas »Sexualität und Partnerschaft« war niemals vorhanden und wird sich auch in Zukunft nicht anbieten. Sie existiert nur in den Köpfen von Ideologen und in den Wunschbildern der Partner, als Täuschung, Illusion und in Form von Liebeslügen.
Die widersprüchliche Natur der partnerschaftlichen Sexualität zeigt sich in folgenden Aspekten:
- Individualität vs. Gemeinsamkeit: Sexualität ist ein zutiefst individueller Ausdruck des Menschseins. In einer Partnerschaft müssen jedoch zwei individuelle Bedürfnisse und Wünsche miteinander in Einklang gebracht werden.
- Routine vs. Spontanität: Sexualität kann sowohl lustvoll als auch routiniert sein. In einer langfristigen Beziehung kann es schwierig sein, die Balance zwischen diesen beiden Polen zu finden.
- Erwartungen vs. Realität: Die Medien und die Gesellschaft vermitteln oft unrealistische Bilder von partnerschaftlicher Sexualität. Dies kann zu Frustration und Enttäuschung führen, wenn die eigene Sexualität nicht diesen Erwartungen entspricht.
- Kommunikation vs. Scham: Sexualität ist ein Tabuthema, das mit Scham und Hemmungen behaftet sein kann. Dies kann die Kommunikation zwischen Partnern erschweren und zu Missverständnissen führen.
Die widersprüchliche Natur der partnerschaftlichen Sexualität bedeutet, dass es keine einfache Lösung für die Herausforderungen gibt, die damit verbunden sind. Es ist wichtig, dass Partner offen und ehrlich miteinander kommunizieren, um ihre Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen und Kompromisse einzugehen.
Es gibt einige hilfreiche Tipps, um die partnerschaftliche Sexualität zu verbessern:
- Sprechen Sie miteinander: Reden Sie offen und ehrlich über Ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche.
- Seien Sie experimentierfreudig: Probieren Sie neue Dinge aus und seien Sie offen für Neues.
- Seien Sie geduldig: Es ist normal, dass die sexuelle Lust im Laufe der Zeit schwankt.
- Suchen Sie professionelle Hilfe: Wenn Sie Probleme mit Ihrer Sexualität haben, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die partnerschaftliche Sexualität ist ein komplexes und vielschichtiges Thema. Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, wie sie gelingen kann. Wichtig ist, dass Partner offen und ehrlich miteinander kommunizieren, einander respektieren und gemeinsam Lösungen finden, die für beide befriedigend sind.
Zusammenfassung:
- Die Vorstellung einer »normalen« partnerschaftlichen Sexualität ist eine Illusion.
- Es gibt keine allgemeingültigen Regeln oder Normen für den Umgang mit Sexualität in der Partnerschaft.
- Die Suche nach einer verallgemeinerbaren Lösung ist zum Scheitern verurteilt.
- Partnerschaft bedeutet heute, im Gegensatz zu leben: zwischen Sehnsucht nach fester Beziehung und unbezähmbarer Sexualität, fehlender Normalität und der Suche nach individueller Zufriedenheit.
- Der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Sexualität in Partnerschaften ist nie vollkommen lösbar.
- Partner bewegen sich in einem Spannungsfeld aus Lusttrieb, maskiertem Begehren, inszenierter Sexualität, emotionalen Wünschen, Rollenteilung, psychischer Dynamik, familiären Aufgaben und gesellschaftlichen Mythen.
- Die meisten Paare erleben Krisen in der sexuellen und erotischen Seite ihrer Partnerschaft.
- Es gibt jedoch Wege, mit diesen Herausforderungen umzugehen und individuelle Zufriedenheit zu finden.
Kernaussagen:
- Sexualität in der Partnerschaft ist individuell und vielfältig.
- Es gibt keine »richtige« oder »falsche« Art, Sexualität in der Partnerschaft zu leben.
- Wichtig ist die gegenseitige Kommunikation und Achtsamkeit.
- Paare sollten sich selbst und ihre Bedürfnisse erforschen.
- Es ist wichtig, Kompromisse einzugehen und gemeinsam Lösungen zu finden.
Sich im Widerspruch zurechtfinden
Einerseits Sehnsucht nach fester Beziehung, andererseits unbezähmbare Sexualität, gleichzeitig fehlende Normalität und dennoch Suche nach individueller Zufriedenheit, demokratische Verhandlungen und selbst aufgestellte Regeln – so gegensätzlich sieht die Realität unserer Beziehungen aus.
Daher möchte ich als wichtigstes und, ich hoffe, nachvollziehbares Ergebnis dieses Buches festhalten, dass Partnerschaft heute bedeutet: Im Gegensatz zu leben. Dieser Widerspruch besteht hauptsächlich zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Sexualität in Partnerschaften.
Kein Paar findet sich in diesem Widerspruch problemlos zurecht. Denn es gibt ihn nicht, den perfekten Weg, in dem sich Lebenspartnerschaft und Sexualität dauerhaft und zur Zufriedenheit beider vereinigen. Der partnerschaftliche Widerspruch ist nie vollkommen lösbar, auch wenn dies von Experten gerne und variantenreich behauptet wird.
Lusttrieb, maskiertes Begehren, inszenierte Sexualität, emotionale Wünsche, Rollenteilung, psychische Dynamik, familiäre Aufgaben, Erlösungshoffnungen, individuelle und gesellschaftliche Mythen … zwischen diesen Kräften und Faktoren bewegen sich die Partner, und von ihnen werden sie hin und her geworfen. Durch dieses Spannungsfeld kann man nicht hindurch, ohne gegen Wände zu laufen, über Stricke zu stolpern, in Gruben zu fallen.
Von den etwa dreißig Langzeitpaaren, die ich befragen konnte, gaben nur zwei an, bisher ohne größere Krisen mit den Entwicklungen und Veränderungen der sexuellen und erotischen Seite ihrer Partnerschaft umgehen zu können (*). Was also können Partner überhaupt tun?
(*) (Partner, die länger als fünf Jahre in Beziehung lebten)
Kann der Widerspruch nicht aufgelöst werden, so bleibt Partnern nichts anderes übrig, als darin nach begehbaren Wegen und nach Orten zu suchen, an denen sie sich aufhalten können. Das können die Partner tun, und daher möchte ich im letzten Abschnitt dieses Buches auf solche Wege und Orte hinweisen.
Wege und Orte im Widerspruch
Partner, die im Widerspruch zwischen Beziehungsideal und -Wirklichkeit leben, sollen die Wege ihrer persönlichen Entwicklung und die Orte ihres Aufenthaltes darin einzig aufgrund individueller Prioritäten wählen. Solche, zwischen den Extremen einer von Sexualität freien Lebenspartnerschaft und einer von Bindung freien Sexualpartnerschaft schließlich gefundene, individuelle Lösungen sind wiederum nicht ewig gültig, sondern ändern sich je nach Lebensphase und Zustand der Partnerschaft.
Ich schildere solche Möglichkeiten im Folgenden daher nicht, um sie als Lösungen hochzuhalten. Ebenso möchte ich mich jeder Bewertung der praktizierten Lebensformen enthalten. Ein Urteil zu den jeweiligen partnerschaftlichen und sexuellen Verhaltensweisen muss sich jeder Leser selbst bilden. Es geht mir nicht um richtig oder falsch, moralisch oder unmoralisch, sittlich oder verwerflich.
Es geht
- weder um Rezepte oder Ratschläge noch um Empfehlungen zur Nachahmung.
- darum zu beschreiben, was es bereits gibt, was Partner vollkommen unabhängig von Experten gefunden haben, worauf sie bar jeden Anspruches und jeder Ideologie von selbst gekommen sind.
Im Einzelnen geht es dabei um:
- sexuelle Abstinenz in der Lebenspartnerschaft,
- serielle Monogamie,
- Partnerschaft mit Abstand,
- Sexualpartnerschaft,
- geregelte Abwechslung,
- Haupt- und Nebenbeziehungen,
- organisierten Partnertausch,
- kultivierte Selbstbefriedigung,
- gekaufte Sexualität.
Beziehungsverhandlungen
Heute, da sich Mann und Frau nicht mehr aus Gründen des Überlebens zusammentun
müssen, sind einzig individuelle Motive und vor allem Gefühle für das Zustandekommen einer Partnerschaft gültig. Daher kann jeder Mensch wählen, ob er eine Partnerschaft eingehen will, mit wem er sie führen will und in welcher Weise dies geschehen soll. Demokratie, in Form der Wahlfreiheit, hat sich in unseren Beziehungen durchgesetzt.
Das ist die gute Nachricht: Es besteht Freiheit. Die schlechte Nachricht lautet ebenso: Es besteht Freiheit.
In dieser Freiheit gibt es keine hilfreiche Orientierung von außen. Jedes Paar und jeder Partner wird sich bei der Wahl seines Orientierungsrahmens, seiner Ideen von Partnerschaft, seiner Ideologie auf sich selbst verlassen müssen – und diese unter Umständen auch gegen Anfechtungen von Experten und Moralaposteln vertreten müssen. Zufriedenheit scheint dabei das einzig langfristig gültige Kriterium zu sein, auf das man sich in der Partnerschaft stützen kann. Womit die Partner zufrieden sind, das sollten sie herausfinden und in ihren Beziehungen etablieren.
Partner tun dies, indem sie über die Form ihrer Partnerschaft verhandeln und so individuell passende Lösungen vereinbaren. Dann gilt, womit beide einverstanden sind. Die Partner schließen also Verträge. Das war schon immer so, nur waren die Verträge früher von Staat, Kirche oder Familie weitestgehend »vorgedruckt«. Heute schreiben die Partner ihre Regeln und Verträge selbst.
Titel des Artikels: Die widersprüchliche Natur der partnerschaftlichen Sexualität - Vom Ende sexueller und partnerschaftlicher Normalität